Besuch der Bäckerei Liebenstein in Neustadt an der Weinstraße

Diese Woche hatte ich gemeinsam mit dem Grünen Kreisverband und der Stadtratsfraktion in Neustadt an der Weinstraße die Gelegenheit, die traditionsreiche Bäckerei Liebenstein in Neustadt zu besuchen. Die Bäckerei und Konditorei wird seit 1937 in dritter Generation als Familienbetrieb geführt und steht exemplarisch für das handwerkliche Bäckereigewerbe in unserem schönen Rheinland-Pfalz.


Herausforderungen des Handwerksbetriebs

Im Austausch mit den Inhabern wurden die spezifischen Schwierigkeiten deutlich, mit denen ein Handwerksbetrieb heute konfrontiert ist, der hohe Ansprüche an die Herkunft und Verarbeitung seiner Rohstoffe stellt. Anders als größere Unternehmen kann die Bäckerei Liebenstein nicht von bestimmten Erleichterungen und Skaleneffekten profitieren, die der industriellen Produktion zur Verfügung stehen.

Zentrale Themen unseres Gesprächs waren:

Faire Arbeitsbedingungen: Die Bäckerei legt großen Wert darauf, ihre Mitarbeitenden fair zu bezahlen. Dies stellt in einem wettbewerbsintensiven Umfeld, in dem Discounter und Backshops mit Niedrigpreisen konkurrieren, eine besondere Herausforderung dar.

Ausbildung: Auszubildende sollen fachgerecht betreut werden und eine qualitativ hochwertige Ausbildung erhalten. Dies erfordert Zeit, Engagement und finanzielle Ressourcen, die sich ein Handwerksbetrieb leisten können muss.

Preisstabilität: Trotz steigender Kosten für Rohstoffe, Energie und Personal bemüht sich die Bäckerei, stabile Preise für ihre treue Stammkundschaft zu gewährleisten. Dieser Spagat zwischen wirtschaftlicher Notwendigkeit und Kundenbindung ist eine tägliche Herausforderung.

Qualität der Rohstoffe: Der bewusste Umgang mit der Herkunft und Verarbeitung der verwendeten Zutaten bedeutet oft höhere Einkaufspreise, die sich nur schwer an die Endverbraucher weitergeben lassen.

Zukunftsperspektiven: Neubau mit Weitblick

Trotz aller Herausforderungen ist die Zukunft des Familienunternehmens gesichert. Im Rahmen unseres Besuchs konnten wir die Baustelle des neuen Standorts besichtigen, der mit nachhaltigen Mitteln errichtet wird. In bester Lage entsteht ein moderner Komplex, der mehrere Funktionen vereint:

  • Ein neuer, zeitgemäßer Produktionsstandort
  • Ein moderner Verkaufsraum
  • Ein angeschlossenes Café
  • Eine Schaubäckerei, in der die Tradition der Kindergarten- und Schulbesuche fortgesetzt werden soll

Besonders die Schaubäckerei ist ein wichtiges Element, um jungen Menschen Einblicke in das traditionelle Handwerk zu geben und Wertschätzung für die aufwendige Herstellung hochwertiger Backwaren zu vermitteln.

Fazit und politische Schlussfolgerungen

Der Besuch bei der Bäckerei Liebenstein hat eindrücklich gezeigt, welche besonderen Herausforderungen mittelständische Handwerksbetriebe zu bewältigen haben, die nicht den einfachen Weg gehen, sondern Qualität, faire Arbeitsbedingungen und Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt stellen. Diese Betriebe sind das Rückgrat unserer lokalen Wirtschaft und verdienen besondere Aufmerksamkeit und Unterstützung.

Es war mir wichtig, die Sorgen und Nöte dieses Mittelständlers zu hören. Ich nehme ihre Anliegen gerne mit nach Berlin, um auf politischer Ebene dafür zu werben, dass die Rahmenbedingungen für qualitätsorientierte Handwerksbetriebe verbessert werden. Dazu gehören faire Wettbewerbsbedingungen gegenüber industrieller Massenproduktion, Entlastungen bei Bürokratie und Energiekosten sowie die Förderung der dualen Ausbildung.

Der Erhalt und die Stärkung solcher Traditionsbetriebe sind nicht nur wirtschaftlich, sondern auch gesellschaftlich und kulturell von großer Bedeutung.

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