Am Dienstag, dem 10. Juni habe ich den Hauptstandort des Bundesarchivs in Koblenz besucht. Neben einem ausführlichen Austausch mit Präsident Dr. Michael Hollmann bot sich die Gelegenheit zur Besichtigung der beeindruckenden Magazinräume. 1952 als Archiv ohne Akten in der noch jungen Bundesrepublik gegründet, besteht das Bundesarchiv heute aus 23 Standorten. Es bewahrt Quellen von Kaiserreich und Kolonialzeit bis in die Gegenwart auf und macht sie der Öffentlichkeit zugänglich. Seit 2021 umfasst es auch die Stasi-Unterlagen, die zuvor seit Ende der DDR von einer eigenen Behörde verwaltet wurden.
Die Mission des Bundesarchivs bleibt unverändert: sicherstellen, dass künftige Generationen historische Entwicklungen fundiert nachvollziehen und eigenständig bewerten können. Wie Entscheidungen dokumentiert werden, verändert sich im Zeitalter digitaler Kommunikation über Email und Messenger Dienste rasant. Hier ist es auch an der Politik, neue Wege der Dokumentation zu finden und an einer Kultur der Transparenz zu arbeiten, um Vertrauen in die Demokratie zu schützen. Gerade in Zeiten sogenannter „alternativer Fakten“ ist diese Transparenz enorm wichtig und das Bundesarchiv Teil der Infrastruktur einer Informationsgesellschaft.
Die Digitalisierung erleichtert den breiten Zugang zu historischen Quellen enorm. Beim Einsatz von KI ist ein differenzierter Umgang entscheidend: Sie kann effizient umfangreiche Quellen sichten, stößt aber bei der kritischen Einordnung historischer Kontexte an Grenzen, etwa im Nationalsozialismus.
Ein praktisches – und lange vorhersehbares – Problem am Standort Koblenz ist die Kapazität: Das Archiv ist nahezu voll. Bereits beim Bau in den 1980er Jahren waren drei zusätzliche Magazintürme vorgesehen, deren Zubau nun dringend vorangetrieben werden muss, um kostspielige Zwischenlösungen zu vermeiden. Nachhaltig tragfähige Lösungen müssen hier physische Anforderungen, und auch die Bedürfnisse der Nutzer:innen auf viele Jahrzehnte hinaus berücksichtigen. Als Politik sind wir gefordert, das Bundesarchiv so auszustatten, dass es den Zeugnissen der Vergangenheit gerecht wird, und ebenso den Praktiken der Dokumentation in der Gegenwart und den Anforderungen künftiger Generationen an ihr historisches Erbe.


