Gemeinsam mit Mitgliedern aus dem GRÜNEN Kreisverband Westerwald habe ich das Europahaus Marienberg (EHM) in Bad Marienberg (Westerwaldkreis) besucht. Es präsentiert sich als eine auf einem Berg versteckt liegende Bildungsstätte, die in einer historischen Jugendstilvilla mit einem modernen Anbau aus den frühen 1990er Jahren untergebracht ist. Die Einrichtung widmet sich schwerpunktmäßig der politischen Bildung für Jugendliche und junge Erwachsene und fungiert darüber hinaus als Koordinationszentrum für alle Europaschulen in Rheinland-Pfalz. In dieser Funktion ermöglicht sie wichtige Netzwerkarbeit für Lehrkräfte.
Mit einer Kapazität von etwas über 120 Betten verfügt das Haus über eine beachtliche Größe. Die Statistik der Übernachtungen unterstreicht die Bedeutung der Einrichtung: Seit der Gründung im Jahr 1951 konnten über 260.000 Übernachtungen verzeichnet werden, was die kontinuierliche und intensive Nutzung der Bildungsstätte belegt.
Der Kreisverband Westerwald wurde vertreten durch die Direktkandidatin zur Landtagswahl Alexandra Abresch-Cäsar, Stadträtin Karoline Ließfeld sowie Kreisvorstandsmitglieder Eva Zimmermann und Dr. Ine Schmale. Das Leitungsteam des Hauses, bestehend aus Nicole Stecker, Elena Wakefield und Lena Krian, führte uns durch die Einrichtung.
Personalstruktur und internationale Ausrichtung
Ein Team von 25 Mitarbeitenden gewährleistet den reibungslosen Betrieb des Europahauses. Diese teilen sich auf in pädagogisches, hauswirtschaftliches und verwaltendes Personal, wodurch eine professionelle und umfassende Betreuung der Gäste sichergestellt wird.
Besonders hervorzuheben ist die internationale Ausrichtung des Hauses. Seit seiner Gründung wurden Gäste aus verschiedenen europäischen Ländern begrüßt, darunter aus Armenien, Frankreich, den Niederlanden, Portugal und Ungarn. Diese internationale Dimension unterstreicht den europäischen Bildungsauftrag der Einrichtung.
Pädagogisches Konzept und Finanzierung
Das pädagogische Konzept des Europahauses umfasst vier zentrale Bereiche: internationale Jugendbegegnungen, EU-Grundlagenseminare, Medienbildung sowie Streitschlichtung. Diese Themenvielfalt spiegelt die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen wider und zeigt das Bemühen der Einrichtung, zeitgemäße Bildungsangebote zu entwickeln.
Die Finanzierung der Arbeit erfolgt über verschiedene öffentliche Fördermittel. Auf Landesebene unterstützen das Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration sowie das Bildungsministerium die Einrichtung. Auf Bundesebene trägt die Bundeszentrale für politische Bildung zur Finanzierung bei, während auf europäischer Ebene das Erasmus+-Programm eine wichtige Säule darstellt.
Während der Führung wurden die verschiedenen Räumlichkeiten vorgestellt, die den Hausbewohnenden für Workshops, Medienarbeit und andere Aktivitäten zur Verfügung stehen. In einer abschließenden Gesprächsrunde präsentierte das Leitungsteam ausführlich das pädagogische Konzept des Hauses. Besonders erfreulich war die Bewirtung mit hausgemachtem Kuchen, die zur positiven Atmosphäre des Besuchs beitrug.
Herausforderungen und Zukunftsperspektiven
Im Gespräch mit dem Leitungsteam wurden verschiedene Herausforderungen deutlich, denen sich das Europahaus gegenübersieht. Als größte Aufgabe wurde die anstehende Restrukturierung in der personellen Aufstellung identifiziert.
Darüber hinaus berichteten die Pädagoginnen von einer in den vergangenen Jahren merklich spürbaren Spannung in der Gesellschaft, die sie in ihren Seminaren aufzufangen versuchen. Diese gesellschaftlichen Entwicklungen stellen besondere Anforderungen an die Bildungsarbeit der Einrichtung.
Ein weiterer Sorgenbereich sind mögliche Kürzungen von Fördermitteln, die für die Weiterführung der inhaltlichen Arbeit von immenser Wichtigkeit sind. Die Abhängigkeit von öffentlichen Zuschüssen macht die Einrichtung anfällig für politische Entscheidungen und Haushaltskürzungen.
Schließlich steht dem Haus eine umfangreiche Sanierung bevor, um die Zimmer und Räumlichkeiten auf einen zeitgemäßen Standard zu bringen. Diese baulichen Maßnahmen sind notwendig, um die Attraktivität der Einrichtung für zukünftige Gäste zu erhalten.
Fazit
Der Besuch im Europahaus Marienberg erwies sich als äußerst interessant. Die Einrichtung leistet seit über 70 Jahren einen wertvollen Beitrag zur politischen Bildung und zur europäischen Verständigung. Trotz der anstehenden Herausforderungen zeigt sich das Leitungsteam engagiert und zuversichtlich für die Zukunft. Die Bedeutung des Europahauses für die Region und darüber hinaus ist unbestritten. Es bleibt zu wünschen, dass die notwendigen Ressourcen für die Bewältigung der anstehenden Aufgaben zur Verfügung gestellt werden, damit diese wichtige Bildungseinrichtung ihre wertvolle Arbeit auch in Zukunft fortsetzen kann.